Vom 09. bis 12. Mai 2024 öffnet Pferd International München wieder seine Tore auf der wunderschönen Olympia-Reitanlage in München-Riem. Dabei ist dieser Event so viel mehr als „nur“ eine Veranstaltung für Pferdesport-Kenner. Hier kommen Familien auf ihre Kosten, hier gibt es bayerisches Brauchtum mit Volksfest-Charakter, Lifestyle, Tradition, Kinderland, kulinarische Genüsse sowie natürlich die Welt der Pferde und des Pferdesports in seiner ganzen Vielfalt zum Staunen, Anfassen und Mitmachen.
Wir haben Turnierveranstalter Jürgen Blum und seine Tochter Simone zum Interview getroffen.
Herr Blum, Sie sind seit 2015 Geschäftsführer der Hippo GmbH. Was war von Anfang an Ihre Vision bei „Pferd International München“?
Meine damalige Antriebskraft war es, das Turnier zu erhalten, denn es stand 2015 auf der Kippe. Es war damals eine schwierige Zeit, viele städtische Turniere in Deutschland und dem europäischen Ausland verschwanden, wie beispielsweise Dortmund. Hinzu kam, dass durch die Global Champions Tour ein großer Teil der Spitzenreiter vorrangig nur noch auf den hochdotierten Turnieren im Ausland startete – und die inländischen Turniere nicht mehr als so attraktiv wahrgenommen wurden. Alle haben gelitten durch diese neue Struktur. Der Wert der Pferde scheint zu sinken in der öffentlichen Wahrnehmung. Für mich aber zeigt ein Reitturnier längst nicht alles, was ein Pferd zu bieten hat. Eine 5.000 Jahre alte Geschichte steht hinter diesen muskulösen, edlen Tieren. Das Pferd war das wichtigste Mittel, um sich zu fortzubewegen, um neue Gebiete zu erkunden und zu erobern. Ohne das Pferd als Reit- und Nutztier wären wir heute nicht, wo wir sind. Und: Wir brauchen das Pferd auch heute noch! Das zeigt Pferd International München eindrucksvoll, denn sie ist nicht nur eine Sportveranstaltung, sondern zeigt auch die Einsatzmöglichkeiten wie Therapeutisches Reiten, Feldarbeit, Working Equitation oder Voltigieren – und wir präsentieren mit mehr als 40 Rassen die hippologische Vielfalt. Das Pferd gibt Menschen so viel.
Event und Ausflugsziel für die ganze Familie:
Bei Pferd International München kommen Zuschauer auf 30 Hektar der einzigartigen Olympia-Reitanlage in München-Riem voll auf ihre Kosten. Und mir ist ganz wichtig, zu betonen, dass man kein Pferdekenner sein muss, um bei uns sehr viel zu erleben und Spaß zu haben. Wir sind ein echtes Event und Ausflugsziel für die ganze Familie. Auch den Vatertag kann man perfekt bei uns verbringen. Pferd International ist ein Mix aus Lifestyle, Tradition und Bayerischem Volksfest. Ob Biergarten oder Dressurviereck, ob Shopping, Show oder Springsport, ob Kinderland oder kulinarische Genüsse, ob Messe oder Mitmach-Aktionen – bei uns ist es einzigartig. Und wirklich freuen würde ich mich, wenn die Besucher sich zusätzlich zu allem, was es neben hippologischen Themen bei uns zu erleben gibt, wirklich beeindrucken lassen würden von der Eleganz, Ausdauer und den so vielfältigen Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten der Pferde. Das Pferd darf kein Zootier werden, sondern muss in der Gesellschaft verbleiben.
Ich habe so viel Freude in meinem Leben am Reitsport gehabt. Und davon möchte ich gerne etwas zurückgeben mit Pferd International München. Die stetig wachsenden Zuschauerzahlen zeigen, dass die Menschen sich von der Faszination dieser Lebewesen in den Bann ziehen lassen wollen.
Werden Sie Pferd International in die Zukunft führen?
Ja, wir wollen das Event gut auf die Beine stellen, so dass es zukunftsfähig ist. Wir haben ein junges Team, das sehr zukunftsorientiert ist, das macht mich sehr stolz und glücklich. Und ich gestehe: Ohne Pferd International kann ich nicht leben. Solange ich das Event leiten und organisieren kann, werde ich das auch weitermachen. Die Nachfolge steht ja auch schon fest mit meinem Schwiegersohn Hansi Blum.
Im Turnierkalender ist Pferd International für alle Blums ein Pflichttermin – für Sie, Simone, als aktive Reiterin, für Ihren Mann Hansi als Turnierleitung Springen und für Sie Jürgen als Turnierleitung – wie lassen sich die verschiedenen „Rollen“ miteinander vereinen?“
Jürgen Blum: Aus meiner Sicht sehr gut. Hansi ist der Spring-Turnierleiter. Ich kümmere mich um Sponsoren, die Finanzierung, das Übergeordnete. Die Turnierleitung Dressur liegt in der Verantwortung von Rolf Beutler-Bath. Simone ist unser Aushängeschild und nimmt natürlich immer teil. Hansi im Übrigen auch. Wir haben einen wunderbaren Springrasen, einen Allwetter-Grasplatz, der seit 15 Jahren speziell hergerichtet wird. Einer der letzten sehr sehr guten Rasenplätze im Reitsport. Der hat wahrlich Fußball-Bundesliga-Qualität. Die Turnierbedingungen sind bei Pferd International vom Feinsten. Wir haben sehr viel investiert.
Simone Blum: Mein Mann Hansi ist als Turnierleitung Springen viel auf dem Turnier unterwegs – und auch im Vorfeld sehr zeitintensiv eingespannt, aber es macht ihm sehr viel Spaß! Bei Pferd International bin ich dann sein Backup rund ums Pferd, so dass er sich nur noch aufs Pferd setzen und in die Prüfung muss. Pferd International ist bei uns ein absoluter Pflichttermin. Dadurch, dass Hansi in der Orga involviert ist und zudem noch dort startet, ist es eine echte Doppelbelastung. Die Tage gehen von sehr früh bis spätabends. Nach Pferd International ist Hansi schon geschafft.
Wir starten in den Prüfungen gegeneinander – das machen wir aber immer. Freuen uns, wenn wir beide gut sind. Wenn wir beide schlecht sind, können wir uns zusammen ärgern.
Ich bin seit Kindesbeinen an bei Pferd International. Erst natürlich nur als Zuschauerin, dann kam der Traum, da einmal mitreiten zu können. Mein erster Start war vor etwa 20 Jahren. Die Bedingungen sind super für die Pferde und der Grasplatz ist extrem toll. Zudem ist bei Pferd International so viel los mit dem Volksfest – das hat man ja auf den wenigsten Turnieren so.
„Pferd International“ ist ein Turnier, das es so wohl kein zweites Mal gibt. Was zeichnet „Pferd International München“ in Ihren Augen aus und warum darf man sich das hippologische Event nicht entgehen lassen?
Der wohl wichtigste Punkt ist: Wir sind Pferdesport- UND Lifestyle-Event mit Volksfest-Charakter. Menschen, die sonst vielleicht nichts mit Pferden zu tun haben, werden voll auf ihre Kosten kommen. Wir vereinen auf 30 Hektar Fläche Gastronomie, VIP-Zelte, Bayerische Traditionen wie Tracht oder ein zünftiges Wirtshaus, Terrasse, Pferdesport in einer großen Vielfalt in mehreren Areas, ein großzügiges Kinderland, Messe… und, und, und. Neben den klassischen Disziplinen wie unserer hochkarätigen Dressur und den internationalen Springkonkurrenzen gibt es Voltigieren oder Working Equitation zu erleben. Unser Showprogramm ist einzigartig und umfangreich.
Wir sind sehr offen und transparent, so können die Besucher durch unseren offenen Stall gehen und den Showpferden auch mal einen Apfel füttern. Das kann man auf fast keinem anderen Turnier so erleben. Das Kinderland mit Hobby Horsing, Steckenpferden zum Selbstgestalten, Kinderschminken, Mitmachaktionen und vielem mehr, ist ein echter Magnet. 2.000 Schulkinder begrüßen wir an den Tagen bei uns.
Bei Pferd International trifft man unglaublich tolle Leute, wir sind ein Treffpunkt für Familien und auch die Society. Unsere Gäste kommen aus allen Bundesländern, wir sind sehr stark gewachsen. Bei uns ist eine Kultur entstanden, die wir pflegen. Wir wollen Traditionen bewahren und sie dennoch in die Zukunft führen. Pferd International ist eine Ode an die Pferde.
Herr Blum, Sie waren selbst unter anderem Europameisterschafts-(Bronzemedaille 1996) und Olympiareiter in der Vielseitigkeit (1996 Atlanta) – wie hat sich der Reitsport in den letzten Jahren entwickelt?
Ich habe meine aktive Karriere im Vielseitigkeitssattel an den Nagel gehängt, als meine Tochter Simone anfing, zu reiten und wir mit ihr auf die Turniere gefahren sind. Es hat sich einiges geändert, vor allem auch in der Vielseitigkeit. Risiken, wie schwierige Sprünge, wurden zugunsten der Pferde und Reiter minimiert. Das ist auch gut so. Durch Simone sind wir jetzt hauptsächlich im Springsport unterwegs. Es gibt leider immer weniger Veranstalter im ländlichen und städtischen Bereich – und dadurch natürlich auch immer weniger Zuschauer, immer weniger freiwillige Helfer und auch immer weniger Vereinsmitglieder… Für Veranstalter steigen die Kosten – und die Abgaben an den Verband werden immer höher und die Auflagen immer mehr, so dass ich die Sorge habe, dass die Verankerung des Pferdes in der Gesellschaft verloren gehen könnte.
Frau Blum, Sie werden ja auch aktiv ins Turniergeschehen bei „Pferd International München“ eingreifen. Wie sieht die reitsportliche Planung für dieses Jahr insgesamt bei Ihnen aus?
Hansi und mein Fokus liegt für 2024 in der Ausbildung unsere jungen Pferde und Nachwuchshoffnungen, um dem großen Sport wieder näher zu kommen. Wir haben einige Achtjährige im Stall, so dass wir hoffen, im nächsten Jahr langsam wieder angreifen zu können, und auch viele junge und auch einige aus eigener Zucht. Ein Pferd auf Turnierreife für die großen Aufgaben vorzubereiten, dauert eben seine Zeit. Ich hoffe, dass Chiara für die Deutschen Meisterschaften wieder fit ist, denn die habe ich auf jeden Fall im Blick.
Ich plane derzeit vorsichtig und umsichtig. Ich bin auch gespannt, welcher der Achtjährigen sich in diesem Jahr herauskristallisieren wird. Wir wollen S** gehen und auch mal ein 1,50 m-Springen in Angriff nehmen. Wir wollen unsere Pferde auf keinen Fall überlasten, sondern behutsam vorbereiten. Das ist ein langer Weg, aber auch ein Weg, den ich sehr gerne gehe.
Wie geht es denn Alice?
Simone Blum: Alice geht es wunderbar. Sie ist ja jetzt 17 Jahre alt und noch sehr kernig. Sie läuft super und ist richtig fit. Sie wird auch noch fast jeden Tag bewegt, wir reiten aus und ich freue mich, sie so munter zu sehen. Sie schied ja leider relativ früh aus dem großen Sport aus aufgrund einer Wirbelsäulenerkrankung, da konnten wir leider nichts mehr machen. Mein Weg mit ihr ist deshalb so ein bisschen unvollendet. Ich habe Blut geleckt und würde gerne wieder in einem Championat für Deutschland antreten. Vielleicht ja mit einem von Alice` Nachkommen?
Herr Blum, neben der Organisation von „Pferd International München“ sind Sie auch noch Unternehmer in der Immobilienbranche und haben mit dem Eichenhof in Zolling eine traumhaft schöne Reitsportanlage. Wie sieht es mit Ihrer Zeit aus?
Aus dem Immobiliengeschäft habe ich mich komplett zurückgezogen, dafür sind mein Sohn Florian sowie mein Bruder Axel und mein Neffe Felix in der Geschäftsführung unseres Familienunternehmens tätig. Ich liebe die Arbeit auf und rund um unseren Eichenhof, genieße die Ruhe und kümmere mich um die Reiterei und natürlich um Pferd International. Ich konnte politisch erwirken, dass die Olympia-Reitanlage erhalten bleibt. Es war ja im Gespräch, dort Bürogebäude zu errichten. Aber das ist nun vom Tisch zum Glück. Vielleicht wird es ja noch einmal eine Olympiabewerbung München geben? Dann wären die Facilities noch da. Außerdem muss man solch eine Anlage bewahren und mit Aktivitäten beleben. Im November findet auf der Anlage ja auch das von Hansi Blum ins Leben gerufene und organisierte Munich Young Talents statt – ein Turnier für Nachwuchsreiter, das sehr sehr gut angenommen wird. Der Nachwuchs ist so wichtig und muss entsprechend gefördert werden.
Herr Blum, Ihr Vater Gustav-Adolf Blum war ein erfolgreicher, berühmter Reiter, zudem, langjähriger Präsident des Bayerischen Reitsportverbandes. War es für Sie von klein auf klar, dass Sie in seine Fußstapfen treten werden? Wurde Ihnen das „Pferdevirus“ in die Wiege gelegt? Und Sie haben es ja auch an Simone weitergegeben…
Ja, das ist in der Tat ein Erbe, das ich mit Freude fortführe. Und meine Tochter ebenso. Mein Vater hat die süddeutsche Military mitaufgebaut und stark gefördert. Dass das Früchte trug, zeigte, dass es damals sieben bayerische Vielseitigkeitsreiter in den Deutschen A-Kader geschafft hatten. Heute gibt es keine mehr. Wir brauchen einfach Anlagen, Veranstaltungen, Förderungen! Ohne die ist kein Spitzensport möglich. Und ich fühle mich aufgrund meines Erbes verpflichtet, auch auf Verbandsebene oder politisch in diesem Bereich tätig zu werden. Und da ich mehr Zeit habe, kann ich mich jetzt richtig auf den Reitsport konzentrieren.
Das Interview führte Dagmar Lühn.



